Im Grunde müssen wir uns nicht vergleichen, messen oder bewerten. Es ist egal, wer was erlebt hat und wie schwer oder leicht es dadurch war. Jeder Mensch empfindet das anders und geht anders damit um. Wir alle tragen unseren Rucksack aus Prägungen und Erfahrungen mit uns rum. Mal ist er schwerer und mal eben leichter.
Wenn wir genauer hinschauen, sind viele Menschen traumatisiert. Damit bin ich, Du und die anderen nicht alleine. Wenn Du jetzt denkst, was für ein großer Begriff, dann stimme ich Dir zu. Ich möchte das Thema kurz anreißen, weil darin auch die Chance steckt zu heilen und zu verstehen.
Trauma haben Auswirkungen auf unsere Gesundheit, unser Beziehungsleben, die Art wie wir Handeln, Denken und Fühlen. Es gibt unterschiedliche Formen von Traumta wie z.B. Schocktrauma oder Entwicklungstrauma.
Es bedeutet ganz vereinfacht gesprochen, dass ein Ereignis nicht verarbeitet werden kann.
Dami Charf - Expertin für Traumaheilung kann Dir dazu viel mehr erzählen, falls Dich das interessiert.
Das Problem ist, die kennen sich mit dessen Folgen aus. Meine wundervolle Kollegin
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Ich schweife ein wenig ab - Zurück zum Thema!
Was ich damit sagen möchte ist, dass wir manchmal in unserem Inneren noch feststecken und deswegen wie an einer Hundeleine hängen, nicht weiter kommen und immer wieder die gleichen Erfahrungen anziehen. Es lohnt sich also sich seinen Schattenthemen zu stellen.
Ich selbst war mit einem Jahr zu DDR Zeiten über mehrere Monate im Krankenhaus. Meine Eltern konnten nicht bei mir sein und waren nicht die Beschützer, Fürsorger und Liebenden, die ich gebraucht hätte um kraftvoll und voller Vertrauen ins Leben zu gedeihen. Sie waren stattdessen selbst geprägt von einer gewaltvollen Kindheit und seelischem Leid. Viele Familien tragen diesen Schmerz von Generation zu Generation weiter - ohne es zu merken.
Auf Grund meiner frühen und langen Erkrankung, lernte ich mich früh nur auf mich selbst zu verlassen. Vertrauen in Menschen hatte ich nicht gewinnen können. Eine richtige Bindung zu meiner Mutter oder meinem Vater fehlte mir. Meine Kindheit war geprägt von den Ängsten und Nöten meiner Eltern, die selbst auf der Suche nach Freiheit, Frieden und Liebe waren.
Mit der Wende 1989 veränderte sich alles im Leben vieler Familien. Mein Eltern verloren ihren Job und machten sich selbstständig. Nun arbeiteten sie Tag und Nacht und das sehr hart für ihre Existenz und ein gutes Leben. Ich war zu dieser Zeit neun Jahre alt. Ich begann im Geschäft meiner Eltern mitzuarbeiten, den Hof und meinen kleinen Bruder zu versorgen. So konnte ich mit allen zusammen sein und wurde nicht übersehen. Schließlich bekam ich Lob und Anerkennung für meinen Fleiß. Eine Strategie, die ich bis ins hohe Erwachsenenalter anwandte und mich immer wieder in die Erschöpfung brachte.
Die Erinnerung an meine Schulzeit ist zwiegespalten. Einerseits ging ich gerne hin und andererseits wurde ich von MitschülerInnen nicht gut behandelt. Heute sprechen wir von Mobbing und oder einer Form der sexuellen Belästigung. Das wurde mir erst vor kurzem bewusst. Damals waren es einfach nur "Jungs", die nicht wussten was sie taten. Heute erschrecke ich mich, wenn ich mir überlege, was die Jungs mit uns Mädchen veranstalteten und welchen Einfluss das auch auf mein weibliches Körperbewusstsein oder mein Selbstwertgefühl hatte. Das ging dann bis in Jugendalter so weiter. Immer wieder lernte ich, dass ich als Mädchen 2. Klasse bin und stark sexualisiert wurde. Ich glaubte damals ging es vielen meiner Freundinnen so und noch immer erlebe ich, wie Grenzen von Mädchen (aber auch Jungen) von Erwachsenen und auch Gleichaltrigen nicht gewahrt werden. Ein heikles Thema, dass nach wie vor mehr Aufmerksamkeit in der Gesellschaft bekommen sollte! Doch dazu ein anderes mal mehr.
Mein junges Leben veränderte sich erneut extrem als meine Eltern sich nach 25 Jahren Ehe trennten und mir die Verantwortung für ihren Laden hinterließen. Ich war damals 15 Jahre jung und gerade dabei meinen Realschulabschluss zu wuppen. Mein Vater stark abhängig vom Alkohol und nicht mehr wirklich ansprechbar für meine Themen und meine Mutter von heut auf morgen weg. Später stellte sich heraus, dass sie in einer Psychiatrie war. Ich fühlte mich allein gelassen und völlig überfordert mit der Situation.
Ich selbst steckte zu dieser Zeit in einer "Beziehung" zu einem drei Jahre älteren Jungen. Ich war gerade mal 13 Jahre alt als ich ihn kennen lernte. Meine erste "Liebesbeziehung" war also von Gewalt und Unterdrückung geprägt. Nach 3 Jahren schaffte ich es mich zu lösen und zog eine merkwürdige Beziehung nach der anderen an.
Nachdem ich mit 18 Jahren mit einem 10 Jahre älteren Mann zusammen kam und dachte, hier würde ich Ruhe, Liebe und Frieden finden, erlebt ich ein erneutes Drama. Ich wurde von ihm finanziell ziemlich ausgenutzt und hintergangen. Es folgte ein privates Insolvenzverfahren, weil alle Schulden die er machte meinen Namen trugen.
Keine Ahnung wie ich es dennoch geschafft habe, doch ich ging weiter und weiter meinen Weg. Ich hatte mein Ziel immer vor Augen. Ich wollte Abitur machen, ich wollte studieren, ich wollte Künstlerin werden. Ich war immer noch voller Hoffnung und Zuversicht. In Sachen Beziehung, Vertrauen, aber auch Geld war ich allerdings erstmal schwer geschädigt.
Ich kämpfte für ein besseres Leben - irgendwie! Inzwischen lebte ich eine besondere Liebe zu einem Mann aus Spanien. Meine Perspektive veränderte sich und ich kam aus meinem Mäuseloch raus. Nun wurde ich Teil seiner Welt, die mir viel heiler und sicherer erschien als meine. Es war vermutlich der Anfang von einem neuen Leben ohne happy end.
Nachdem diese sehr bedeutungsvolle Beziehung nach 4 Jahren scheiterte, folgten plötzlich Ängste und Panikattacken. Zwei Jahre lebte ich damit ohne zu wissen was ich habe. Ich konnte kaum noch aus dem Haus gehen und schon gar nicht unter Menschen. Ich suchte mir Hilfe. Es brauchte eine Weile bis ich die richtige Ansprechpartnerin fand.
Vier Jahre Therapie und ich konnte wieder normal am Leben teilhaben, doch immer noch vollgepackt mit tiefen Ängsten, Unsicherheiten und fehlendem Vertrauen - wie ich heute weiß.
Vertrauen. Liebe. Frieden. - Das sind Begriffe, die erst in den letzten zwei Jahren bewusst in mein Leben getreten sind. Jede Krise war immer für irgendetwas gut, auch wenn es für den Moment erstmal schrecklich und unüberwindbar schien.
Heute würde ich sagen, hat mich alles was nach der ersten großen Angstwelle geschah, zu mir selbst geführt. Ich sollte mich selbst sehen und kennen lernen, leben und lieben. Inzwischen ist in mir eine innere Stärke gewachsen, ein Aura der Liebe hat sich entwickelt und ich spüre oft Frieden in mir.
Trotz allem was bis zu meinem 30. Lebensjahr geschah, habe ich mein Abitur gemacht, mein Studium beendet und kurz darauf mein erstes eigenes Unternehmen gegründet. Die Gründung eines Werkstatt-Ateliers
(Werktraum) für Frauen und Mütter war mein großer Traum. Als der Traum dann Realität wurde, begann eine ziemlich heftige Zeit für mich. Die Baumaßnahmen waren fast abgeschlossen und ich spürte schon lange, dass das nicht mehr mein Weg war. Ich schämte mich für meine Gefühle. Schließlich hatte ich alles wovon ich immer träumte und plötzlich wollte ich es nicht mehr. Ich fühlte mich leer und immer häufiger einsam. Den Mut zu finden diesen Traum los zulassen, das Atelier zu schließen und ohne Perspektive neue Wege einzuschlagen, war wohl der mutigste Schritt und beste Entscheidung meines Lebens. Denn endlich begann ich meinen Selbstwert nicht mehr von den äußeren Bedingungen abhängig zu machen.
Doch dazu erzähle ich Dir mehr im LIVE Thementalk Video unter diesem Beitrag.