Das viele Menschen mehr im Kopf verhaftet sind, wundert mich nicht. Ein ganze Gesellschaft ist geprägt von rationalem Denken. Gefühle sind etwas für Schwächlinge, Weicheier oder Frauen. Sie werde eher unterdrückt, bekämpft oder ignoriert. Wissen ist mehr wert als Emotionen.
Hier liegt also schon eine Ursache, warum wir mehr im Kopf als im Herzen sind. Darüber hinaus gibt es, aber auch ganz persönliche Gründe, die dazu führen mehr im Kopf verhaftet zu sein.
Ein wesentlicher Grund ist unsere Lebensweise. Inzwischen ist unser Leben schnell, hektisch und stressig geworden. Viel zu sehr sind wir abgelenkt, beschäftigt und nehmen nicht mehr wahr, was um uns herum oder in unserem Inneren passiert.
In Gedanken sind wir mit Terminen beschäftigt, denken an den nächsten Orgapunkt, müssen von A nach B oder überlegen, was wir alles noch erledigen müssen. Es gibt immer was zu tun und gibt es gerade nichts zu tun, dann sind wir am Telefon und scrollen uns durch die Sozialen Medien. Wir nehmen ständig neue Informationen auf, die auch verarbeitet werden wollen. Wir trainieren uns damit poe a poe an, nicht mehr richtig mit uns selbst in Kontakt zu sein. Stattdessen lernt unser Gehirn, dass es immer mehr Futter braucht. Diese Art der Wissbegierde, kann nämlich auch ziemlich süchtig machen. Wenn wir immer wieder etwas interessantes entdecken, löst das eine Art Glücksgefühl in uns aus. Wer hätte da nicht Lust, sich von einem spannenden Thema zum nächsten zu hangeln.
Wenn wir dann zur Ruhe kommen und der Geist endlich einen Moment findet das Erlebte zu verarbeiten, kann das neu Erlernte verarbeitet werden. Leider stecken wir viel zu lange in der Aufnahme und nehmen uns nicht genügend Verarbeitungszeit. Zudem dieses Bedürfnis nach mehr uns in den Autopilotenmodus schaltet. Wir merken also gar nicht mehr, dass wir ständig beschäftigt sind.
Es verwundert mich nicht, dass wir dann in der Stille - also meistens am Abend, wenn wir zu Bett gehen - plötzlich ganz unruhig und der Kopf laut wird. Den ganzen Tag sind wir abgelenkt und unzählige Informationen prasseln auf uns ein. Dazu kommen unsere Gedanken, die bewusst oder unbewusst Geschichten erzählen:
- wie wir etwas zu tun haben
- was wir lassen sollen
- warum wir noch nicht gut genug sind
- weshalb die anderen besser oder schlechter sind
- wieso wir uns mehr anstrengen müssen
- wo wir Fehler gemacht haben
- usw.
Wie die meisten Menschen, glaubte auch ich lange Zeit das diese Gedanken willkürlich sind. Sie kommen und gehen und wir sind ihnen hilflos ausgeliefert. So führte ich viele Jahre ein Leben gesteuert von meinen Gedanken. Wie wirst Du Dich fühlen, wenn Dein Kopf die ganze Zeit reinquatscht und Dir diese oftmals eher kritischen Geschichten über Dich erzählt?
Vermutlich nicht so gut.
Nun stelle Dir vor, Du liegst endlich in Deinem Bett. Die Kinder schlafen und Du hast das erste Mal am Tag Zeit Dich selbst wahr zunehmen. Plötzlich steigen Sorgen und Ängste in Dir auf. Gedanken fangen wie wild an, den morgigen Tag zu planen. Vielleicht gibt es Gedanken darüber, wie Du das alles schaffen kannst und was alles schief gehen könnte.
Das klingt erschöpfend? Ja, das ist es auch.
Grundsätzlich ist denken erstmal nicht schädlich. Ein Problem werden diese vielen Gedanken dann, wenn sie zu keiner Lösung führen. Wenn wir denken und denken und denken ohne ein Ergebnis zu erzielen. Die Gedanken verlaufen ins Endlose und erschöpfen uns. Sie machen regelrecht krank.
Die meisten Menschen kennen dieses Gedankenkreiseln am Morgen oder vor dem Einschlafen. Das liegt daran, dass wir da endlich Ruhe haben. Es könnte so schön sein - der wohlverdiente Feierabend - wären da nicht zermürbenden Gedanken, die plötzlich anfangen zu rattern. Wirre Gedanken kreisen durch den Kopf und machen uns das Lebe schwer.
Wenn du das bei dir erkennst, gratuliere ich dir. Du hast schon mal bewusst wahrgenommen, dass deine Gedanken wie wild durch deinen Kopf geistern. Dieses "Gedanken machen" ist über die Jahre zu einem Muster geworden. Ein Muster, dass du nutzt, um etwas anderes nicht tun zu müssen - nämlich zu fühlen.
Irgendwann in deinem Leben hast du vielleicht gemerkt, dass sich Gedanken machen besser unter Kontrolle halten lässt als Fühlen. Somit hast du statt zu fühlen das Denken eingesetzt und automatisiert.
Ich selbst kenne das sehr gut und es führt dazu, dass wir nicht mehr richtig nachspüren können, wie es uns wirklich geht. Das Gute ist, du kannst dieses Muster durchbrechen. Der erste Schritt ist, diese Momente zu erkennen und dann den Mut zu haben genau hinzuspüren. Was möchte da eigentlich gefühlt werden.
Das wir also immer so viel im Kopf haben ist einerseits unserem Lebensstil geschuldet, der in der heutigen Gesellschaft auf rationalen Denkmuster basiert sowie der ständigen Informationsflut. Und andererseits, der Angst vor unseren Gefühlen.
Versuche dir in Zukunft mal bewusst zu werden, wann du wieder in dieses Muster aus endlosen Gedanken verfällst. Erkenne es an, dass es dir bewusst geworden ist, statt dich selbst dafür zu beschimpfen mit:
"Mist, meine Gedanken kreisen schon wieder" Muster kannst du dir wie Gewohnheiten vorstellen. Sie waren dir einmal dienlich. Sei also liebevoll mit dir, wenn du anfängst diese Muster zu erkennen und durch wohlwollender zu ersetzten.
Gehen wir mal davon aus, du steckst nicht in deinem Gedankenkreiseln fest, hast dennoch immer häufiger Gedanken, die dir nicht gut tun - dann sprechen wir von negativen Gedanken. Auch diese können laut und dominant sein. Sie können dir dein Leben schwer machen.
Wir quälen uns z.B. mit Abwertungen, Verurteilungen, Schuldzuweisung.
"Ich bin bin gut genug" "Hätte ich mal lieber" Ich sollte mehr...." usw. Ununterbrochen geistert eine innere Stimme in deinem Kopf herum und erklärt dir die Welt. Das nervt und erzeugt zudem eine schlechte Stimmung.
Das gute daran ist: Wir können das verändern. Sobald wir uns unseren Denkmustern ebenso wie unsere Gefühlsmustern bewusst werden, können wir diese auch verändern. Die meisten solcher negativen Gedanke und Gefühle beruhen auf Erfahrungen und Prägungen, die wir im Laufe unseres Lebens gemacht haben.
Vielleicht hat früher jemand zu dir etwas gesagt, dass dir das Gefühl gab nicht gut genug zu sein. Das Gefühl war Unsicherheit, Wut oder Angst. Du speicherst das in deinem Gehirn ab. Um so häufiger du den Gedanken
"Ich bin nicht gut genug" denkst, um so tiefer gräbt er sich in dein Unterbewusstsein ein. Jedes Mal, wenn ein Menschen diesen Schmerzpunkt in dir triggert, wird das negative Gefühl binnen weniger Sekunden hervorgerufen und der Gedanke
"Ich bin nicht gut genug" an die Oberfläche gebracht.
Natürlich möchtest du das nicht fühlen und schon gar nicht über dich denken. Jeder Mensch möchte angenommen sein und sich geliebt fühlen. Das ist ein Grundbedürfnis. In der Kindheit warst du darauf angewiesen, dass deine Eltern dir dieses erfüllten.
Solange du dieses Muster nicht erkennst, wirst du im Erwachsenenalter immer in der Abhängigkeit stecken bleiben und entsprechend "kindlich" reagieren. Du wiederholst immer und immer wieder ein gleiches Muster nutzen bis es zu einer festen Überzeugung wird. Am Ende glaubst du, was du denkst und fühlst. Auch bekannt als Glaubensmuster.
Wenn du als Kind erlebt hast, dass diese Gefühle zu stark sind oder unsicher und du nicht in der Lage warst sie richtig zu verarbeiten, kann es sein, dass du eher über den Kopf versucht hast die Kontrolle über die erlebte Hilflosigkeit, Ohnmacht oder Angst zurück zu gewinnen. Wenn du dann auch noch gedacht hast, du bist schuld oder verantwortlich für den Ärger daheim, die Krankheit der Mutter oder die Wut des Vaters, hast du Gefühle als etwas unsicheres erlebt. Sich in den Kopf zu flüchten war also eine Strategie mit der du dein "Überleben" gesichert hast.
Sich seinen Gedankenspielen bewusst zu werden ist der erste Schritt, um eine positive Veränderung herbei zu führen.
Ich lade dich zu einer kleinen Übung ein, die dir nochmal aufzeigt, wie stark unsere Gedanken Einfluss auf unsere Emotionen nehmen.
Übung A - Denke an einen Moment in deinem Leben, der dich sehr belastet hat. Ein Ereignis, dass dein Leben stark beeinflusst oder verändert hat. Schließe einmal die Augen und versetzte dich gedanklich nochmal in diesen Augenblick. Dann öffne wieder die Augen und spüre mal nach, was du empfindest. Fühlst du dich jetzt leicht und beschwingt oder eher betrübt, traurig und schwer?
Übung B - Gleiches gilt für ein positives Ereignis. Damit du jetzt nicht mit diesem negativen Gefühl hier hängen bleibst, machen wir das ganze nochmal mit einem wunderschönen Ereignis. Was war das letzte woran du dich erinnern kannst, dass dich glücklich gemacht hat. Ein Tag an dem du voller Freue und Zufriedenheit warst. Male dir das nochmal ganz bewusst vor deinem inneren Auge aus.
Merkst du was? - Das Gefühl verändert sich.
Was zeigt uns dieses Beispiel?Es zeigt uns, dass wir nur durch unsere bloße Vorstellungskraft etwas an unserer Stimmung verändern können. Es zeigt auch, dass das WAS wir denken Einfluss auf unsere Stimmungslage hat.
Wenn wir unsere destruktiven Denkmuster nicht erkennen und meinen unseren Gedanken hilflos ausgeliefert zu sein, werden wir uns genau so fühlen. Du wirst dementsprechend andere Entscheidungen treffen, anders handeln und andere Ergebnisse in deinem Leben erzielen als wenn du positive oder gesunde Denkweisen entwickelst, die dich unterstützen statt schwächen. Das geht nicht von heute auf morgen. Doch du kannst jeden Tag ein bisschen üben.
Am leichtesten geht das, wenn du regelmäßig aufschreibst, was dir durch den Kopf geht. So bekommst du ein besseren Überblick über deine Gedankenmuster. Das schreiben hilft auch zur Ruhe zu kommen. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, kannst du in Beitrag: "
Schreib es dir von der Seele" mehr erfahren und bekommst ein paar Hinweise, wie du mit dem Schreiben starten kannst.
Diese Fragen können dir helfen: - Stimmt der Gedanke, den ich gerade über mich denke?
- Dient mit dieser Gedanke jetzt in diesem Augenblick?
- Ist der Gedanke gerade wahr?
- Woher kennen ich diesen Gedanken - wer dachte ihn früher?
Das wir mehr im Kopf sind als im Gefühl hat also damit zu tun, dass wir uns vermeidlich sicherer fühlen und bestimmte Gefühle wie Angst, Scham, Hilflosigkeit, Ohnmacht oder Wut nicht fühlen müssen.
Stattdessen grübeln wir darüber nach,
- was alles schief gelaufen ist,
- was wir hätten anders machen können oder
- wo der andere falsch reagiert bzw. gehandelt hat.
Durch das Grübeln verhindern wir, das Gefühl dahinter zu fühlen. Wenn du das Gedankenkarusell stoppen möchtest, darfst du anfangen dich näher mit deinen Gefühlen auseinander zu setzen.
Was möchte gefühlt werden?
Was verhinderst oder versuchst du durch das Gedankenkreisen zu unterbinden?
FAZIT: Ich fasse noch mal zusammen. Du kannst dir zum einen deiner Gedanken bewusst machen und entlarven an welcher Stelle du nicht gut über dich selbst denkst. Mit diesem Bewusstsein kannst du den Wahrheitsgehalt deiner Gedanken überprüfen und durch wohlwollender Ersetzten wie:
"Auch wenn ich heute Fehler gemacht habe, bin ich liebenswert. Mit meinen Ecken und Kanten, liebe und akzeptiere ich mich selbst so wie ich bin."Des weiteren hast du gelernt, dass du Mittels deiner Vorstellungskraft deine Geschichte neu schreiben kannst. Du kannst nicht deine Vergangenheit ändern, doch deine Zukunft positive beeinflussen. Indem du mit der Kraft deiner Gedanken dir das Gefühl hervorrufst, was du dir wünscht und in deiner Vorstellung Bilder groß werden lässt, werden neue Verknüpfungen in deinem Gehirn angelegt. Ganz so als würde das Ereignis wirklich stattgefunden haben. Ein wundervolles Buch, dass ich dir dazu empfehlen kann ist von
Eva Maria Zuhorst - Liebe kann alles: Wie du mit deiner weiblichen Kraft zur Schöpferin deines Lebens wirst - Das Transformationsprogramm. Sie arbeitet mit dieser Methode und zeigt in ihrem Buch sehr aufschlussreich, wie du mit der Kraft deiner Gedanken das Leben führen kannst, was du dir wünscht.
Gedankenkreisen ist eine Strategie, die sich in dein Leben geschlichen hat, um dich von eigentlichen Gefühlen abzulenken. Sie hilft dir die Kontrolle über ein als belastend empfundenes Erlebnis zurück zu gewinnen und unangenehme Gefühl nicht zu empfinden.